Im Interview: Dr. Christin Hoffmann, Vertretungsprofessur für den neuen Lehrstuhl für Dekarbonisierung und Transformation
in der Industrie an der BTU Cottbus-Senftenberg.

„Die besten Voraussetzungen für Innovationen“

Was in Cottbus derzeit im Zukunftsfeld „Dekarbonisierung der Industrie“ entsteht, ist international einzigartig. Bereits im Herbst 2021 überreichte das Bundesumweltministerium an der BTU Cottbus-Senftenberg einen Förderscheck in Höhe von 1,6 Mio. Euro für die Einrichtung eines neuen Lehrstuhls zur Erforschung der „Dekarbonisierung und Transformation in der Industrie“. Wenige Wochen später gründeten BTU, Fraunhofer IEG, das DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse und das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) hier ein Cluster zur Dekarbonisierung der Industrie (CDI). Alle Akteure verfolgen das gemeinsame Ziel, Innovationen zu entwickeln und zu fördern, die den CO2-Ausstoß beispielsweise in der Baustoff-, Chemie-, Glas-, Papier- und Stahlindustrie verringern.
Die Tragweite dieser neuen Kompetenz wird sich nun nach und nach entfalten. Es entsteht ein europaweit einzigartiges Kraftzentrum für eine der zentralen Zukunftsfragen: Wie können wir industrielle Wertschöpfung und Klima in Einklang bringen? Diesem Thema widmet sich auch der neue BTU-Lehrstuhl, der zum 1. April mit Dr. Christin Hoffmann als Vertretungsprofessur gestartet ist. Dieser ist ein absolutes Novum in Deutschland. Wir sprachen mit der Lausitzerin über den BTU-Hoffnungsträger im Schwerpunkt „Energiewende und Dekarbonisierung“:

Wie wird der Lehrstuhl aufwachsen?

Zum Lehrstuhl gehören neben Professur und Sekretariat drei wissenschaftliche Mitarbeitende, die ab Herbst dieses Jahres ordentlich besetzt werden. Ich schätze derzeit die große Gestaltungsfreiheit und sehr gute Zusammenarbeit im CDI. Wir schreiben bereits an gemeinsamen Projekten, gestalten die Lehre und bereiten Veranstaltungen vor. Zusätzlich läuft jetzt die Anwerbung von Drittmitteln für Projekte, weitere Mitarbeitende und eine höhere Sichtbarkeit. Im Sommersemester startet die Lehre mit einem interdisziplinär ausgelegten Modul für die Studiengänge BWL und Environmental and Ressource Management.

Wird es künftig auch einen neuen Studiengang in diesem Themenfeld geben?

Der neue Studiengang „Transformation Studies“ wird vorbereitet und wesentlich von der künftigen Professur für Dekarbonisierung und Transformation bestückt.

Werden die Inhalte eher technisch oder sozialwissenschaftlich dominiert sein?

Das wird sehr interdisziplinär. Die Angliederung an die Fakultät 5 „Wirtschaft, Recht und Gesellschaft“ zeigt die starke Bedeutung der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Eine Hauptaufgabe ist aber, über Disziplinen hinweg zu agieren und zu kooperieren, das schließt natürlich auch die Natur- und Ingenieurwissenschaften ein. Hier ist eine globale Sicht auf Transformationsprozesse gefragt. Über Kenntnisse der BWL hinaus betrifft das die Perspektive der großen Politik. Es geht aber auch um soziale Faktoren, wie zum Beispiel gesellschaftliche Akzeptanz.

Welche Bedeutung haben Innovationsthemen dabei?

Das ist eine der Hauptfragen. Wir sind zeitlich und örtlich in einer Schlüsselrolle. Politisch und wirtschaftlich wächst der Druck auf die Industrie derzeit beständig, schneller zu dekarbonisieren. Hier haben wir mit dem Cluster, insbesondere dem KEI und seinem Förderprogramm, einzigartige Partner und Daten direkt vor Ort verfügbar. Wir lernen direkt, was verschiedene Industrien brauchen, um Innovationen schneller in die Anwendung zu bekommen und können gestalten: Welche Hürden bestehen? Welches Förderprogramm fehlt? Wie kommen Ideen in die Anwendung und auf den Markt? Wir haben in der Lausitz mit dem Cluster sowie der enormen Lausitzer Schaffens- und Wandlungskraft einfach die besten Voraussetzungen für Innovationen.

Welches Signal richtet der Lehrstuhl an Lausitzerinnen und Lausitzer?

Lausitzer Schülerinnen und Schüler suchen sich ihren Studienort auch mit Blick auf Perspektiven nach dem Studium. Lehrstuhl und Cluster eröffnen beste Chancen für Karrieren. Die BTU ist in diesem Zukunftsfeld mit Lehre und Forschung samt namhafter Institute im Umfeld national einzigartig aufgestellt. Das eröffnet Möglichkeiten, sowohl in der Wissenschaft als auch im wachsenden Feld der Wirtschaftspartner. Ich bin mir sicher: Das erhält international eine große Strahlkraft!