Vier aus vielen Chancen: Im neuen Bahnwerk, im Deutschen Zentrum für Astrophysik, im CASUS-Institut und in der neuen Kathodenfabrik der BASF Schwarzheide entstehen neuen Jobs.

Karrieren der Zukunft – 20.000 Chancen

Seit dem Start des Strukturwandels vor drei Jahren sind bereits jede Menge Investitionen bewilligt und Großprojekte begonnen worden. Allein an den Hochschulen laufen etwa zwei Dutzend Forschungsprojekte, die durch Mittel aus dem Strukturwandeltopf ermöglicht wurden und für die Stellen für Studierende und Promovierende geschaffen wurden. Bis 2030 werden in der gesamten Lausitz in Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Behörden etwa 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Darunter sind viele Karrieremöglichkeiten für Leute, die studieren oder ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Wir geben einen Überblick.

Forschung & Wissenschaft

Einer der für Studierende spannendsten Bereiche sind die Projekte in Forschung und Wissenschaft. An der BTU und der Hochschule Zittau/Görlitz sind bereits erste Projektgruppen und Forschungsvorhaben gestartet. Hinzu kommen außeruniversitäre Forschungsgruppen. Sie alle forschen an zukunftsweisenden Themen. So zieht das 2019 in Görlitz unter dem Dach von Helmholtz gestartete CASUS (Center for Advanced Systems Understanding) mit seinen Projekten u.a. in der Erdsystemforschung, Systembiologie, Datenanalyse und Materialforschung Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt an. Bisher sind etwa 140 Jobs entstanden. Es werden laufend weitere (Post-)Doktorand:innen gesucht. Das CHESCO (Center for Hybrid Electric Systems Cottbus) erforscht das elektrische Fliegen und klimafreundliche Mobilität der Zukunft. Hier ist von etwa 400 Arbeitsplätzen im Bereich Wissenschaft und Technik die Rede. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist mit gleich zwei neuen Projekten in der Lausitz am Start: Das Institut für CO2-arme Industrieprozesse soll an den Standorten Cottbus und Zittau bis 2024 auf 110 Experten anwachsen – ein spannendes Feld für Absolvent:innen in Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Chemie, Physik, Informatik und Mathematik. Das DLR-Institut zur Erforschung emissionsärmerer Flugantriebe, das eng mit Rolls-Royce Deutschland kooperiert, soll einmal 150 Arbeitsplätze bieten. Zählt man alle derzeitigen und geplanten Stellen im Bereich Forschung und Wissenschaft zusammen, entstehen zwischen Cottbus und Zittau mehr als 2.000 Arbeitsplätze für Studierende und Absolvent:innen.

Arbeitsplätze: circa 2.000, davon schätzungsweise 1.900 für Studierende und Absolvent:innen

Großprojekte

Noch nicht mit eingerechnet sind in dieser Zahl jene Arbeitsplätze, die in den sogenannten Leuchttürmen des Lausitzer Wandels entstehen. In insgesamt sechs Projekten geht man derzeit von knapp 17.000 Jobs aus, die bis voraussichtlich 2030 geschaffen werden. Das größte und ambitionierteste Projekt ist der Lausitz Science Park (LSP) in Cottbus mit einem Potenzial von etwa 10.000 Arbeitsplätzen – vom Akademiker zur Fachkraft, von der Erzieherin bis zur Managerin. Viele der oben erwähnten Forschungsprojekte werden hier integriert. Zusätzlich bietet der LSP Platz für 200 kleine und mittelständische Unternehmen und ihre Teams, die hier beste Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung, Innovation und Transfer finden werden. Als Vorbild für den Lausitz Science Park gilt der Wissenschaftsstandort Berlin-Adlershof (Wista). Ebenfalls relevant für Studierende sind die Universitätsmedizin in Cottbus – hier sind bis 2031 insgesamt 3.500 Arbeitsplätze vorgesehen – und das Deutsche Zentrum für Astrophysik. Mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Milliarden Euro und etwa 1.000 Arbeitsplätzen gilt es als eines der größten Forschungsvorhaben in Deutschland. In Görlitz und an einem zweiten Standort in der Oberlausitz werden etwa 350 wissenschaftliche, 350 technische und 200 administrative Stellen sowie 100 Ausbildungsplätze entstehen – vor allem in den MINT-Bereichen und in der Astrophysik. Die drei weiteren Großprojekte der Strukturstärkung sind das neue Bahnwerk in Cottbus mit etwa 1.200 Arbeitsplätzen bis 2026, das Referenzkraftwerk Lausitz im Industriepark Schwarze Pumpe (50 Stellen) und das Smart Mobility Lab mit 500 Studienplätzen.

Arbeits- und Studienplätze: circa 17.000, davon schätzungsweise 4.000 für Studierende und Absolvent:innen

Behörden

Als Ausgleich für die wegfallenden Arbeitsplätze im Bergbau siedelt der Bund neue Behörden in der Lausitz an und erweitert vorhandene Standorte. So hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 2020 in Weißwasser einen neuen Standort für 300 Mitarbeitende eröffnet. In Cottbus sind ebenfalls mehrere Standorte aufgebaut oder erweitert worden, unter anderem die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See und eine Außenstelle der Bundesnetzagentur. Zudem soll ein Bundeswehr-Bataillon in die Oberlausitz kommen. Details zum Standort und zur Zahl der Bundeswehrkräfte wurden noch nicht bekannt gemacht. Von insgesamt 5.000 Behörden-Arbeitsplätze für alle vom Kohleausstieg betroffenen Regionen sprach die Bundesregierung in 2020. Nimmt man den Strukturmittel-Verteilungsschlüssel für die Reviere als Grundlage, dann dürften noch gut 800 weitere Stellen folgen.

Arbeitsplätze: ca. 1.300, davon schätzungsweise 300 für Studierende und Absolvent:innen

Privatwirtschaft

Der letzte große Bereich, in dem neue Perspektiven für Studierende und Absolvent:innen entstehen, ist die Privatwirtschaft. Sowohl große Unternehmen wie die LEAG als auch die zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Lausitz haben Investitionen angekündigt. Viele von ihnen stellen sich mit der Energiewende neu auf. Während die LEAG mit der Abschaltung weiterer Kraftwerksblöcke in diesem Bereich Arbeitsplätze abbauen muss, schafft sie mit der GigawattFactory neue. In der Lausitz entsteht in den kommenden Jahren Deutschlands grünes Powerhouse mit sieben Gigawatt Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 bzw. 14 bis 2040. Schon jetzt sucht das Unternehmen Menschen, die die Energiewende mitgestalten wollen – vor allem aus betriebswirtschaftlichen und technischen Studienrichtungen. Im Industriepark Schwarze Pumpe, der schon heute mit 5.000 Arbeitsplätzen das industrielle Herz der Lausitz ist, sind ebenfalls weitere Ansiedlungen vorgesehen. Allein die australische Altech-Gruppe will in den kommenden Jahren bis zu 1.000 Fachkräfte einstellen. Das Unternehmen, das im Bereich Batterietechnologie eine neuartige Produktion aufbaut, sucht in der Aufbauphase vor allem Fachkräfte aus Ingenieursstudiengängen. Auch an anderen Orten stehen dank Mobilitätswende und Teslaschub Investitionen im Bereich Batterien an. Hier floriert ein ganz neue Wertschöpfungskette von der Rohstoff-Aufbereitung bis zum Batterie-Recycling. In Guben, Lauchhammer und Schwarzheide entstehen 1.400 Arbeitsplätze. Das zweite große Thema ist Wasserstoff. Eine Studie von 2019 sieht für Brandenburg ein Potenzial von 7.000 Jobs in diesem Bereich. Erste Projekte und Investitionen dazu sind gestartet.

Arbeitsplätze: ca. 3.500, davon schätzungsweise 500 für Studierende und Absolvent:innen