Im Interview: die BTU-Studenten Dustin (STN, links) und Dima (DMA, rechts), die zurzeit als Kollektiv Rainbow Hard Techno Partys in Cottbus veranstalten.

Für eine weltoffene Partykultur: Kollektiv Rainbow

Kollektiv Rainbow – das sind Dustin und Dima, Informatikstudenten und Fachschaftsratsmitglieder der BTU, die sich mit ihren Partys in Cottbus rasant einen Namen gemacht haben. Ihre Hard Techno Partys sind darauf ausgerichtet, eine inklusive und freundliche Umgebung für alle zu schaffen. Insbesondere möchten sie einen Safe Space für die LGBTQIA+ Community schaffen. Gleichzeitig sind Dustin (STN) und Dima (DMA) leidenschaftliche DJs, die gerne auflegen und eigene Musik produzieren. Die Partys sollen für alle eine Plattform bieten, um frei und sicher zu feiern, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Wir trafen sie zum Interview und erfuhren mehr über ihre Events, ihr Engagement für die Uni und ihre großen Pläne nach dem Abschluss.

Wie kamt ihr erstmals mit Musik aus dem elektronischen Underground in Kontakt?

Dima: Ich hatte meinen ersten Kontakt im Jahr 2009 durch das Kollektiv „Krachkultur“ aus Großräschen, die oft „Free Party“-Raves veranstaltet haben. Diese waren an abgelegenen Orten, in verlassenen Hallen, stillgelegten Bunkern oder einfach nur im Wald. Ich war absolut beeindruckt von den Lautsprecherwänden, der Deko sowie den Gästen, da es nie eine Security gab, sich aber trotzdem alle sehr friedlich und freundlich verhalten haben. Jeder war stets hilfsbereit und offen gegenüber Leuten, die er oder sie nicht kannten. Später war ich viel im Bunker Calau sowie in Dresden auf Partys des „Daimon Soundsystems“. Meine besten Erfahrungen waren beim Wagenplatz, Chemielabor und Sektor Evolution. Dadurch habe ich mehr und mehr Interesse daran gefunden, selber solche Raves zu veranstalten.
Dustin: Ich war das erste Mal im Juli 2019 bei einer Urknall-Party mit Goa / Psytrance Musik. Los ging es entspannt outdoor im Prima Wetter und ab Mitternacht wurde im Faulen August weitergefeiert. Mittlerweile ist der Faule August leider geschlossen, aber ich bin damals mit Freunden in das Lokal gekommen und dachte zuerst, es sei nur eine kleine Bar. Als mir jedoch jemand eine schmale Treppe zeigte, die in einen Keller führt, wusste ich genau, welche Art von Partys in Zukunft nur noch besucht werden. Die Musik war im Keller unglaublich laut, sodass man jeden Bassschlag exzellent spüren konnte und Urknall hatte alles derart bunt dekoriert, dass man den Club auf anderen Partys kaum wiedererkannt hat. Die Gäste waren alle außerordentlich offen und lieb, was mich so gefreut hat, dass ich nun auch selbst versuche, solche Vibes mit Kollektiv Rainbow zu verbreiten.

Welche Musikgenres bekommt man bei euren Events zu hören?

Beide: Hauptsächlich Hard Techno von DJs wie uns (STN und DMA), Mimi oder 7Lemon. Bei unserer Partyreihe „Hard Techno to Hi-Tech” spielen zudem DJs wie jeylectronik Goa oder Sharon Hi-Tech, gelegentlich laden wir auch DJs für andere Underground Spielrichtungen wie Tekno oder Drum and Bass ein.

Meint ihr, eure Vorliebe für elektronische Musik hat irgendetwas mit eurer Studienrichtung Informatik zu tun?

Beide: Nein. Wir beide sind – soweit wir wissen – die einzigen aus unserem Studiengang, die sich für elektronische Underground-Musik und Veranstaltungen sowie deren Planung interessieren.
Ganz anders ist es bei den Architekten, Bauingenieuren und Stadtplanern, welche regelmäßig Techno-Veranstaltungen an der BTU durchführen. Dabei wurden wir viel durch den Fachschaftsrat der Architekten, durch das Lehmbau-Kollektiv sowie Solvados und Julian Horus von Klangvision inspiriert. Das Lehmbau Kollektiv hat uns damals geholfen, ein erstes Event zu organisieren und uns die Möglichkeit gegeben, in der Uni auflegen zu üben, wofür wir sehr dankbar sind. Julian Horus von Klangvision hat uns sogar ein Treffen angeboten, bei dem er uns wichtige grundlegende Tipps und Vorschläge aus seiner Erfahrung gegeben hat, die wir dankbar angenommen und umgesetzt haben.

In welchen Semestern seid ihr?

Dustin: Ich habe zum Wintersemester 2020 angefangen, an der BTU Informatik zu studieren und bin jetzt im sechsten und wahrscheinlich letzten Semester des Bachelorstudiums. Nächstes Semester fange ich nach Planung mit dem Master an. Nebenbei arbeite ich auch für die Uni, um z. B. Kollektiv Rainbow Technik und Free Entry Events zu finanzieren.
Dima: Ich habe im Winter 2019 an der BTU angefangen zu studieren und bin jetzt im achten Fachsemester Bachelor. Voraussichtlich werde ich in diesem Jahr die Bachelorarbeit schreiben und bin noch am überlegen, ob ich mit dem Master weiter mache oder lieber arbeiten gehe, damit ich das Kollektiv Rainbow weiter finanziell unterstützen kann, um z. B. bessere Lautsprecher zu kaufen.

Über eure Hörsaalbesuche hinaus seid ihr im Fachschaftsrat Informatik vertreten. Wie kam es dazu und was sind eure Aufgaben dort?

Dima: Ich bin im Jahr 2020 während der Corona-Phase beigetreten, um mit den Studenten in Kontakt zu bleiben und sie während der schwierigen Zeit zu unterstützen. Unsere Hauptaufgabe ist es unter anderem, für Studenten im ersten Semester einen barrierefreien Einstieg in das Studium zu schaffen, indem wir ihnen alles zeigen und erklären. Eine Nebenaufgabe ist es, Veranstaltungen durchzuführen. Also zum Beispiel Grillfeste und andere Zusammenkünfte der Studenten.
Dustin: Ich kam 2022 in den Fachschaftsrat, mit den Absichten, die Studenten zu einem erfolgreichen Studium zu bewegen und ihnen bei allen Belangen rund um das Studium zu helfen. Weiterhin wollte ich mit Dima mehr Musik-Events veranstalten, da der Fachschaftsrat Informatik nur wenige dieser Veranstaltungen durchführte. Wir haben unter anderem dadurch schnell gemerkt, wie uns dieses Hobby begeistert und zeitnah das Kollektiv Rainbow gegründet, damit wir auch außerhalb der Uni Partys feiern können.

Inwiefern könnt ihr eure Leidenschaft fürs Veranstalten mit eurem Engagement im Fachschaftsrat verbinden?

Beide: Hauptsächlich kann die Erfahrung beim Veranstalten von Partys hilfreich sein, um bei Events wie z. B. Grillfesten für Studierende eine reibungslose Organisation abzuwickeln. Umgekehrt kann aber auch das Engagement in einer Fachschaft dabei helfen, organisatorische Fähigkeiten zu erwerben, die bei der Veranstaltung und Organisation von Partys und Events nützlich sein können.

Warum fiel eure Wahl überhaupt auf die BTU Cottbus-Senftenberg?

Beide: Das Ranking der BTU Cottbus-Senftenberg ist sehr gut. Des Weiteren ist es eine kleine Universität, bei der es ohne weiteres möglich ist, mit Professoren zu kommunizieren und sogar im Büro vorbeizuschauen und Fragen zum Studium zu stellen. Viele Studierende haben uns dies berichtet, als wir selbst noch im Abitur waren, welches wir auch hier in Cottbus absolvierten. Dank Kollektiven wie Urknall, der Kellersekte und Kraftwerk Sonne war in Cottbus auch einiges los, sodass wir hiergeblieben sind. Mittlerweile starten wir als Kollektiv Rainbow auch jeden Monat mindestens eine Party, sodass man als Student und Einwohner in Cottbus einiges erleben kann.

Welche Vorteile seht ihr beim Studentenleben in Cottbus gegenüber größeren Städten wie Berlin?

Beide: In einer kleineren Stadt wie Cottbus gibt es oft weniger Ablenkungen als in einer größeren Stadt wie Berlin. Wenn du dich also auf dein Studium konzentrieren möchtest, ist Cottbus eine gute Wahl. Unter der Woche sind hier eigentlich gar keine öffentlichen Veranstaltungen in der Nacht. Außerdem besteht in der Uni oft die Möglichkeit, enger mit Professoren in Kontakt zu treten und Projekte zu starten, da es nicht so viele weitere Studenten gibt.
Im Allgemeinen sind die Lebenshaltungskosten in Cottbus niedriger als in Berlin oder Dresden. Dies gilt insbesondere für Mieten, Lebensmittel und Transport. Als Student kann es hier also einfacher sein, sich zu entfalten, da mehr Geld für Hobbys übrigbleibt. So können wir auch z. B. neue Technik für die Kollektiv Rainbow Partys kaufen.
Berlin wäre aber für junge und aufstrebende Kollektive und Studenten wie uns wahrscheinlich auch ein toller Platz, um sich auszuleben, da die Underground-Szene größer ist und auch Partys unter der Woche stattfinden, wo trotzdem viele Gäste kommen.

Wie stellt ihr euch euer Leben nach dem Studieren vor?

Beide: Am liebsten wollen wir als Informatiker arbeiten und Geld verdienen, um nebenbei Veranstaltungen zu organisieren, bei denen wir maßlos übertreiben können, da der finanzielle Aspekt vernachlässigt werden kann. Ein Traum wäre dazu ein kleiner Underground-Club für vielleicht 200 Personen, in welchem unter anderem neue Local-DJs ihr Talent beweisen, fette Raves mit bekannten Namen gefeiert werden und jeder seinen Safe Space genießen kann.

Wir danken für das Interview.

Aktuelle Partytermine vom Kollektiv Rainbow findest du hier:

eG Wohnen im Web

Wer einmal auf Partys vom Kollektiv Rainbow war, weiß: für eine lebendige Clubkultur muss man nicht unbedingt extra nach Berlin oder Dresden fahren, auch die Lausitz hat einiges zu bieten.