Umweltfreundliche Mobilität trifft auf CO2-arme Industrie: In der Lausitz und rundherum sammeln sich Strukturwandelprojekte, Forschungsinstitute und Firmenansiedlungen, die allesamt auf den Klimaschutz einzahlen und das „Decarbon Valley“ zur Modellregion machen könnten.

Die am schnellsten wachsende Region Deutschlands

Laut BTU-Präsidentin Gesine Grande ist der Cottbuser Zentralcampus der am schnellsten wachsende Campus Deutschlands. Davon sind auch wir überzeugt, denn: An welchem anderen Hochschulstandort wachsen derzeit sowohl zwei DLR-Institute als auch ein Fraunhofer-Institut heran? Hinzu kommen zahllose BTU-Projekte, angefangen von der Mikroprozessor-Forschung im Namen des „iCampus“ über das Elektroflug-Projekt „CHESCO“ bis hin zur Energiewendeforschung im „EIZ“. Doch auch die Oberlausitz braucht sich nicht verstecken – so wurde für Görlitz kürzlich der Aufbau des Deutschen Zentrums für Astrophysik angekündigt. Aber langsam: Welche Zukunftsprojekte stehen für die Lausitz aktuell auf der Agenda und kann man ihr zurecht einen Boomstatus verleihen?

Klimaschutz als Brandenburger Leitthema

Wer die Strukturentwicklung verfolgt, dem wird klar: Die Lausitz wird zum Place-to-be, wenn es um Klimaschutz geht. Sie könnte sogar zur Vorzeigeregion werden – für andere auf der Welt, die sich von der fossilen zur umweltfreundlichen Wirtschaftsregion wandeln wollen. Die wohl wichtigste Devise beim Klimaschutz – das Einsparen von Kohlenstoffdioxid – lässt sich mit dem sperrigen Begriff „Dekarbonisierung“ übersetzen. Bereits jetzt verfügt Cottbus über eine nationale Alleinstellung in diesem Themenfeld.
So hat die Bundesregierung in Cottbus das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) eingerichtet, das von hier aus ein 3,5 Milliarden Euro schweres Bundesprogramm zur Dekarbonisierung von Deutschlands Industrie betreut. Schon heute bestehen hier Möglichkeiten für Studierende, einzusteigen und so ganz konkret an der Abmilderung der Erderwärmung mitzuwirken. Mit zwei ebenso in Cottbus angesiedelten Forschungsinstituten – dem Fraunhofer IEG und dem DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse – gründete das KEI zusammen mit der BTU das Cluster „Debarkonisierung der Industrie“ und schuf so eine europaweit einzigartige Institution.

Auch beim Thema „Umweltfreundliche Mobilität“ versammelt sich in der Lausitz eine einmalige Forschungsdichte. Konkret wird in Cottbus erforscht, wie der Flugverkehr nachhaltiger werden kann. Unter dem Kürzel CHESCO (Center for Hybrid Electric Systems Cottbus) entsteht ein Demonstrationsfeld zum Testen neuer Flugantriebe. Es korrespondiert mit dem sich ebenfalls neu ansiedelnden DLR-Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe. Auch die großen Ansiedlungserfolge im Brandenburg der letzten Zeit zahlen alle auf umweltfreundliche Mobilität ein – darunter die Tesla-Fabrik in Grünheide, Europas modernstes Werk der Deutschen Bahn in Cottbus oder auch Fabriken für Batterietechnologien wie Rock Tech Lithium in Guben, Altech in Schwarze Pumpe, VZell in Lauchhammer oder die BASF mit der konzernweiten Entscheidung für eine 500 Mio.-Investition in Schwarzheide.

Zu umweltfreundlicher Mobilität zählt der Zugverkehr, beispielsweise per ICE. Es hat sich schon herumgesprochen, dass ICE in Zukunft auch durch die Lausitz jetten sollen. Tatsächlich ist eine Schnellzug-Verbindung von Berlin über Cottbus bis nach Görlitz im sogenannten Strukturstärkungsgesetz festgeschrieben und mit rund 1,5 Milliarden Euro budgetiert. Sie verläuft deckungsgleich mit dem Innovationskorridor Berlin-Lausitz(-Breslau) – einem immer mehr Gestalt annehmenden Impuls aus der Lausitzer Wirtschaft. So findet ein Ideenpapier Lausitzer Kreativer, organisiert in der Lausitz Marketing AG, derzeit immer mehr Unterstützung. Ein politisches Bekenntnis gibt es bereits zur Achse Berlin-Cottbus. Was manche bisher nur als Pendelstrecke wahrnehmen, ist künftig nicht weniger als die Verbindung von Deutschlands größtem Technologiepark Adlershof mit dem in Cottbus entstehenden Forschungscampus Lausitz Science Park (LSP). Im LSP, nördlich vom BTU-Zentralcampus gelegen, sollen rund 10.000 Arbeitsplätze entstehen, er ist das mit Abstand effektvollste Vorhaben für den Lausitzer Wandel.

Der Oberlausitzer Global Player

Fährt man mit dem imaginären Schnellzug weiter nach Görlitz, erreicht man mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) das nächste Schwergewicht. Schon heute ermöglichen riesige Weltraumteleskope neue Erkenntnisgewinne in der Astro- und Teilchenphysik. Die Daten, die künftige Observatorien sammeln werden, machen ein Vielfaches des heutigen Internets aus. Diese Daten sollen künftig in Görlitz zusammenlaufen und den größten zivilen Datensatz des Globus entstehen lassen. Von Anfang an möchte das DZA dabei das ressourcenschonende Green Computing vorantreiben und Lösungen entwickeln, die andere IT-Großprojekte der Welt zum Strom-Sparen inspirieren. Insgesamt möchte das DZA dafür mindestens 3.000 zukunftsfähige Arbeitsplätze am Zentrum und im Umfeld schaffen.

Weitere Big Points

Damit hört es bei weitem nicht auf. So baut Cottbus in den nächsten Jahren eine Universitätsmedizin auf – an BTU und Carl-Thiem-Klinikum wird man also bald Medizin studieren können. Google baut ein riesiges Rechenzentrum in der Brandenburger Gemeinde Mittenwalde und hat dafür südlich von Berlin ein Grundstück erworben, das etwa so groß ist wie 30 Fußballfelder. In der gesamten Lausitz entwickelt sich zudem eine immer größere Expertise rund um das Thema Wasserstoff, so sind in Cottbus bald die ersten H2-Busse im Stadtverkehr unterwegs. Zu guter Letzt kündigte die LEAG – das Unternehmen, das in den vergangenen Jahrzehnten die Lausitzer Braunkohle förderte und verstromte – an, auf den ehemaligen Bergbauflächen Europas größtes zusammenhängendes Netz erneuerbarer Energie an Land zu errichten. Die Liste ließe sich durch zahlreiche weitere Good News fortsetzen. Wo sonst in Deutschland gibt es so viele Ankündigungen und Entwicklungen innerhalb derart kurzer Zeit? Insgesamt entsteht hier eine Blaupause für alle Kohleregionen Europas für den „Big Green Switch“ – den Wandel aus dem fossilen in ein erneuerbares Zeitalter.

Eine Region verabschiedet sich von Braunkohlekraftwerken und setzt auf grüne Energie. Warum das eine einmalige Chance ist und dass auch eine Hyperloopteststrecke perfekt in die Lausitz passen würde – diese Message tragen Lars Katzmarek (li.) und Laura Staudacher nach außen.

Unsere beiden Covermodels

Genau diese Botschaft von der Nebenseite tragen unsere Covermodels Laura Staudacher und Lars Katzmarek nach außen. Die ganze Region ist im Aufbruch, sowohl an den Hochschulen als auch drumherum. Laura und Lars fanden beide ihren eigenen Weg, um an der Zukunft zu arbeiten. Und manchmal überschneiden sich diese Wege. Während Lars als Revierbotschafter für die Beschäftigten im Lausitzer Revier die Chancen und Perspektiven durch den Wandel mit breit gefächertem gesellschaftlichem Engagement vermittelt, arbeitet Laura mit dem von ihr initiierten und gegründeten Verein „Junge Lausitz e.V.“ an den richtigen Perspektiven für junge Lausitzer:innen. Beide engagieren sich in diesem Verein.

Perspektivplan: Weitere Ideen für die Lausitz von morgen

Der Junge Lausitz e.V. gibt der jungen Generation nicht nur eine Stimme im Lausitzer Wandel, sondern auch einen Plan. Am 13. September stellte der Verein seinen Perspektivplan vor – eine Sammlung aus fünf Ideen, die die Lausitz noch stärker machen sollen. Das fordert die Junge Lausitz:

  1. Ausbildungscampus Lausitz: Nach dem Vorbild des Trave-Campus soll ein innovativer Standort für die duale Ausbildung und berufliche Fortbildung entstehen – und das in unmittelbarer Nähe des BTU-Campus.
  2. Start-up-Inkubator Lausitz: Geschaffen werden sollen eine zentrale digitale Gründungsplattform, ein Gründercampus auf dem Gelände des LSP, ein niedrigschwelliges Gründungsangebot der Arbeitsagentur und ein Start-up-Beauftragter in jedem Landkreis.
  3. Energie für die Zukunft: In der Lausitz soll ein Energiecluster gebildet werden, das den Ausbau Erneuerbarer, den Bau einer Wasserstoffpipeline, die Schaffung von Gravitationsspeichern sowie die Transformation des Lausitzer Chemieclusters umfasst.
  4. E-Sport-Leistungszentrum Lausitz: Die Lausitz ist bereits Sportregion – so bringt der Olympiastützpunkt Cottbus regelmäßig Medaillengewinner:innen bei Weltmeisterschaften, Olympiaden und Paralympics hervor. Nun soll auch für E-Sport-Athleten ein Umfeld für Ausbildung und Training sowie gesundheitliche Betreuung geschaffen werden.
  5. Hyperloop-Teststrecke für die Lausitz: Wenn die Oberlausitz zum Mekka für Astrophysik wird, warum nicht auch in der Niederlausitz etwas Bahnbrechendes schaffen? Die Lausitz böte aus Sicht der Jungen Lausitz ideale Voraussetzungen für eine Hyperloop-Testeinrichtung.

Mitmachen

Bring auch du deine Ideen für die Gestaltung der neuen Lausitz ein! Zahlreiche Möglichkeiten für deine Entfaltung wurden und werden geschaffen, außerdem gibt es reichlich Platz für weitere Ideen. Der Junge Lausitz e.V. freut sich über weitere Mitglieder von 14 bis 35 Jahren, die den Wandel anpacken wollen!

E-Mail: kontakt@junge-lausitz.de

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