Im Interview: Dr. Jane Worlitz, Projektkoordinatorin beim Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (CHESCO) an der BTU

„Die Perspektiven steigen“ – (nicht nur) bei CHESCO

Dr. Jane Worlitz’ Werdegang an der BTU Cottbus-Senftenberg führte sie von der Studentin zur akademischen Mitarbeiterin, zur Doktorin und schließlich zur Projektleiterin. Als solche koordiniert sie den Aufbau von CHESCO, einem Zentrum zur Erforschung hybrid-elektrischer Antriebe in den Bereichen Luftfahrt, Bahn, Straße und Off-Road. Entstehen wird das 238 Millionen Euro schwere Projekt innerhalb der nächsten Jahre im Lausitz Science Park. Einmal in einem (teil-)elektrisch angetriebenen Flugzeug zu sitzen, steht auf ihrer Bucket-List. Im Interview gehen wir ihrer Laufbahn und Zukunftsperspektiven auf den Grund.

Vor Ihrer Arbeit als Projektkoordinatorin waren Sie fast sieben Jahre lang akademische Mitarbeiterin an der BTU. Wie kann man sich eine typische Arbeitswoche als akademische Mitarbeiterin vorstellen?

Montagmorgen: Die Sonne scheint durch die Scheibe der ODEG, Laptop auf dem Schoß, Kaffee in der Hand – ich lese eine Abschlussarbeit zum Thema Prozessverbesserung von einer Wirtschaftsingenieurwesen-Studentin und hebe ein paar Stellen farblich hervor. Am Campus angekommen, beginnt direkt das erste Seminar, das so gelegt wurde, dass es gerade so mit dem Fahrplan des 16er-Busses harmoniert. Anschließend Teammeeting – die Aktivitäten für die Woche werden besprochen: Arbeiten an Forschungsprojekten, Paper-Vorstellungen für die nächste internationale Konferenz, Brainstorming zu Forschungsideen, Workshops, Lehre, Weiterbildung. Auch das BTU-Boot-Training, gemeinsames Pizzaessen, Play-Outs an der Bühne 8 und Uni-Partys standen auf dem Plan einer typischen Arbeitswoche für mich. Ich schätze die Vielfältigkeit der Aufgaben sehr – sowie die Chance, eigene Projekte zu verfolgen und das damit einhergehende Vertrauen. Ich wurde sehr von meinem Doktorinvater gefördert.

Was war das Entscheidende, das dazu geführt hat, dass Sie die Projektkoordination von CHESCO übernehmen konnten?

Durch meine Tätigkeit am Lehrstuhl bringe ich eine Menge Erfahrung im Bereich der Beantragung und Durchführung von Forschungs- und Industrieprojekten mit. So hatte ich die Möglichkeit, mehr als 300 Projektplanungs-, Entwicklungs- und Verbesserungsprojekte zu begleiten und über sieben Jahre Coachingerfahrung zu sammeln. Darüber hinaus befassen sich eine Reihe von Forschungsprojekten des Lehrstuhls mit Projektmanagement, agilen Arbeitsweisen und Projektteamarbeit. Wobei die Ergebnisse in die Lehr- und Weiterbildungsveranstaltungen einfließen. Ich bin also auch als Trainerin in diesem Feld tätig, Certified Project Manager und Six Sigma Black Belt. Ich würde sagen, das alles hat mich sehr gut auf die jetzige Aufgabe vorbereitet.

Blicken wir noch ein Stück zurück: Was hat Sie 2008 zum Studium an der BTU bewegt?

Die bereicherndsten Lehrveranstaltungen an der Uni waren die Seminare, die viel Raum für Diskussionen mit Dozent:innen und Kommiliton:innen boten, und in denen gemeinsam Lösungen entwickelt wurden. So hatte ich mir Studieren vorgestellt und genau das war an der BTU möglich und hat mir mit Sicherheit den Weg zur Promotion geebnet. Deshalb habe ich mich für das Studium in Cottbus entschieden.

Wie hat sich Ihre Wahrnehmung von Cottbus in den vergangenen 15 Jahren verändert?

Die Stadt befindet sich im Wandel. Im Bereich der Wissenschaft ist dies zum Beispiel durch die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen beobachtbar, wie beispielsweise dem DLR-Institut für elektrifizierte Luftantriebe. Mit dem Lausitz Science Park entsteht an der BTU ein Ort, an dem die Energiewende und die Mobilität von morgen mitgestaltet werden können. Allein in CHESCO werden bis zu 400 Arbeitsplätze geschaffen. Unternehmen siedeln sich an – so eröffnete CHESCO-Partner Rolls-Royce letztes Jahr ein Entwicklungsbüro in Cottbus. Das Gründungszentrum Startblock B2 bietet ideale Voraussetzungen für Start-ups. Cottbus wird internationaler, die Studienmöglichkeiten vielfältiger, die Perspektiven steigen.

Wie stellen Sie sich Ihren CHESCO-Alltag in 15 Jahren vor?

Montagmorgen: Die Sonne scheint durch die Scheibe der ODEG, Laptop in der Tasche, Kaffee in der Hand und noch warm, wenn ich in Cottbus ankomme, da das Schienennetz ausgebaut wurde. Mit dem autonomen Flugtaxi vor dem chesco research center gelandet, beginnt kurz darauf das erste Meeting. Es findet hybrid statt. Ich bin vor Ort, weil ich direkt anschließend zur Eröffnung eines neuen Forschungsinstituts in Cottbus eingeladen bin.
Ich blicke aus dem Fenster auf den 420 Hektar großen Lausitz Science Park. Die vom Projektteam um Prof. Berg entwickelte T-Cell stellt dezentral Strom und Wärme für die Gebäude zur Verfügung. Um das Zentrum haben sich eine Reihe von Industriepartnern angesiedelt. Am Gebäude laufen gerade dreißig Studis des internationalen Studiengangs „Hybrid-elektrische Flugantriebe“ vorbei, um die Höhenprüfstände im chesco test center zu besichtigen, darunter 17 Studentinnen.

In dem Meeting präsentiert meine Kollegin Beatrice das aktuelle Transferkonzept für chesco. Ihre Tochter Anni und mein Kind Luca sind jetzt 15 Jahre alt und besuchen am Nachmittag im Rahmen eines Schulprojekts die BTU. Anschließend lassen wir zu viert den Tag am Cottbuser Ostsee ausklingen und die beiden berichten vielleicht von ihren Zukunftsplänen.

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