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Forschungsticker: 5 geniale Projekte aus der Lausitz

Die Lausitz wird zur Forschungsregion – und das nicht allein Dank der Ansiedlung von Fraunhofer-Instituten, Deutschen Zentren für Luft- und Raumfahrt oder dem Deutschen Zentrum für Astrophysik, sondern auch und vor allem aufgrund des Outputs der Hochschulen selbst. Mit großem Aufwand beschäftigen sich zu jeder Zeit Forschungsgruppen der BTU Cottbus-Senftenberg und der Hochschule Zittau/Görlitz mit den Fragestellungen der Zukunft. Bei vielen von ihnen wirken Studierende oder Absolvent:innen direkt mit und hinterlassen so schon in jungen Jahren ihren Fußabdruck in der Wissenschaftslandschaft. Hier findest du fünf aktuelle Beispiele – von urbanen Windkraftanlagen über grüne Wegwerfprodukte bis hin zu Garanten für sauberes Abwasser.

Projekt Eliminierung von Mikroschadstoffen aus kommunalen Abwässern mit Hilfe immobilisierter Enzyme ELIMIK | BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Enzymtechnologie | Foto: BTU Cottbus-Senftenberg

Für weniger Arzneimittelreste in Gewässern

Wusstest du, dass je nach Präparat bis zu 90 Prozent des enthaltenen Wirkstoffes deiner Medikamente unverändert wieder ausgeschieden werden und ins Abwasser gelangen? Eine neue Filtertechnologie der BTU Cottbus-Senftenberg in Kooperation mit der TU Dresden könnte hier Abhilfe schaffen. In einem gemeinsamen Projekt erforschen die Wissenschaftler:innen, wie auf Trägermaterialien gebundene Enzyme Mikroschadstoffe abbauen können. Eingesetzt in einer angepassten Filterkartusche im Klärwerk könnten diese Enzyme Arzneimittelrückstände dauerhaft und kostengünstig beseitigen. Ein Prototyp wird voraussichtlich 2026 entstehen.

BTU-Fachgebiet Enzymtechnologie im Web

Stabilisierung und Erhöhung von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen auf Agrarflächen durch Schaffung vielfältiger agroforstlicher Nutzungsstrukturen (SEBAS) | BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Ökologie | Foto: wirestock, istock

Ein Blumenstreifen für Gerste und Kartoffeln

Agroforstsysteme gelten als Hoffnungsträger für biologische Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Man versteht darunter, Ackerfrüchte oder Grünland mit Bäumen und Sträuchern auf gemeinsamen Flächen zu kombinieren. Doch welche Verbesserungen bringt diese Strategie konkret? Wie verändern sich die Wasserbestände im Boden und die Häufigkeit von Insekten? Und wie sieht es unter trockeneren Bedingungen aus, die künftig infolge des Klimawandels zu erwarten sind? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Projekt SEBAS der BTU-Professoren Dr. Christian Böhm und Dr. Klaus Birkhofer. Aus verschiedenen Töpfen konnte das Forschungsvorhaden im Juli 2023 aufgrund seiner Wichtigkeit sogar 1,37 Mio. € Fördermittel gewinnen.

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Impulsprojekt 6 Naturfaserbasierte und biodegradierbare Consumables | Hochschule Zittau/Görlitz, Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften | Foto: Hochschule Zittau/Görlitz

Grüne Wegwerfprodukte

Seit dem EU-Verbot von Einwegplastik finden sich immer mehr biobasierte Einwegprodukte auf dem Markt. Diese bestehen jedoch selten aus nachhaltig gewonnenen Naturfasern. Auch werden die Einwegprodukte oft aufwändig und umweltschädlich gebleicht. Ein Forschungsteam der Hochschule Zittau/Görlitz möchte hierfür eine Alternative bieten. Im „Impulsprojekt 6 – Naturfaserbasierte und biodegradierbare Consumables“ nimmt die Forschungsgruppe vor allem Stroh und Spreu in den Blick – zwei Materialien, die von der Landwirtschaft bisher selten verwertet werden. Auf dieser Basis gelang bereits die Entwicklung einer Verpackung, die gegenüber Wasser und Öl über 24 Stunden beständig blieb – und das sogar ohne zusätzliche Beschichtung und ohne Bleichung. Das Produkt soll nun den Weg in die Praxis finden.

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Erforschung wirtschaftlicher Prozessketten zur nachhaltigen Herstellung von Naturfaser-Kunststoff-Verbunden | Hochschule Zittau-Görlitz, Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften | Foto: Hochschule Zittau/Görlitz

Harte Schale, natürlicher Kern

Schon mal einen naturfaserverstärkten Kunststoff in der Hand gehabt? Sie sehen anders aus, fühlen sich besser an und kommen mit weniger konventionellem Kunstfasern aus. Sie finden immer mehr Anwendung, doch für den großen Durchbruch fehlt die Möglichkeit, sie zu galvanisieren oder mit Pulverlack zu beschichten. Die Hochschule Zittau/Görlitz hat es sich zum Ziel gemacht, geeignete Beschichtungsverfahren zu entwickeln, beispielsweise um die elektrische Leitfähigkeit, die Optik oder die Haptik weiter zu verbessern.

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LausitzWind: Hochschule Zittau/Görlitz, Zentrum für Innovation und Technologietansfer | Foto: pifate, istock

Frischer Wind für die Energiegewinnung in Städten

Windkraftanlagen findet man vielfach auf dem Land, in urbanen Gebieten jedoch kaum. Gründe hierfür sind unter anderem der Platzbedarf und der Turbinenlärm. Beide Probleme möchte die Hochschule Zittau/Görlitz zusammen mit einem Industriepartner angehen. In „LausitzWind“ geht es darum, eine für Ballungszentren geeignete, kleine Windkraftanlage zu entwickeln. Diese soll ihre Rotorblätter für bestmögliche Stromgewinnung selbstständig verstellen können und im Betrieb möglichst leise sein. Außerdem soll sie umweltfreundlich aus Naturfaser-Verbundstoffen hergestellt werden und recyclebar sein.

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