
Foto: Dilok Klaisataporn, istock
Forschungsticker: 5 geniale Projekte aus der Lausitz
Die Lausitz wird zur Forschungsregion – und das nicht allein Dank der Ansiedlung von Fraunhofer-Instituten, Deutschen Zentren für Luft- und Raumfahrt oder dem Deutschen Zentrum für Astrophysik, sondern auch und vor allem aufgrund des Outputs der Hochschulen selbst. Mit großem Aufwand beschäftigen sich zu jeder Zeit Forschungsgruppen der BTU Cottbus-Senftenberg, der Hochschule Zittau/Görlitz und der TH Wildau mit den Fragestellungen der Zukunft. Bei vielen von ihnen wirken Studierende oder Absolvent:innen direkt mit und hinterlassen so schon in jungen Jahren ihren Fußabdruck in der Wissenschaftslandschaft. Hier findest du fünf aktuelle Beispiele – von Weltraumexperimenten über die Gewinnung von Ölvorkommen bis hin zum Pflegeroboter.

Projekt DEPIK (dielektrophoretisch induzierte Konvektion)
BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Aerodynamik und Strömungslehre
Foto: BTU Cottbus-Senftenberg
Völlig losgelöst – von der Schwerkraft
Nach zahlreichen erfolgreichen Parabelflug-Missionen mit einem Zero-Gravity-Flugzeug experimentierten BTU-Wissenschaftler:innen am 1. Oktober mit einer Höhenforschungsrakete. Sie hebte in Schweden bis auf 250 km Höhe ab und blieb für sechs Minuten in der Schwerelosigkeit. Mit an Bord waren nicht etwa die Forscher:innen, sondern eine Flüssigkeit. Ziel war die Untersuchung des Wärme- und Stofftransportes innerhalb dieser Flüssigkeit unter Weltraumbedingungen. Die Daten wurden während des Flugs per Fernmessung übertragen und sollen künftig dabei helfen, sogenannte Wärmetauscher in Satelliten und Kühlsystemen zu optimieren.

Entwicklung eines Verfahrens zur gezielten strukturellen Beeinflussung ätherischer Öle
BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Prozess- und Anlagentechnik. Foto: BTU Cottbus-Senftenberg
Wertvolle Ölvorkommen vollständig nutzbar machen
Die bekanntesten ätherischen Öle stammen von Eukylaptus, Teebaum, Rosmarin, Lavendel und Minze. Aber auch aus Kamille, Salbei oder Thymian können die medizinisch wertvollen Öle gewonnen werden. Jedoch leiden konventionelle Gewinnungsverfahren wie die Destillation zum einen unter der natürlichen Wirkstoffschwankung – und zum anderen unter dem klimabedingten Absinken der Substanzkonzentration. Eine Arbeitsgruppe der BTU entwickelte nun ein Verfahren, um die vorhandenen Wirkstoffe nahezu vollständig nutzbar zu machen. Am Beispiel des Thymians führten sie das auskondensierte Wasser in einen Kreislauf, sodass das entstandene Öl um weitere Wirkstoffe angereichert werden kann.

Projekt SENSAERO (Sensorik und Expositionsanalysen für Aerosoltransport in dynamischen Situationen)
BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Aerodynamik und Strömungslehre, Foto: BTU Cottbus-Senftenberg
Schreckgespenst Aerosole: Wie wird man sie los?
Du bist im Hörsaal oder im Büro und neben dir kränkelt jemand? In so einer Situation gibt der:diejenige wahrscheinlich Aerosole ab, die (nicht nur) bei Corona ein effektiver Übertragungsweg von Krankheiten ist. Wie genau sich diese im Raum verbreiten, untersuchte die BTU in einem interdisziplinären Verbundvorhaben. Ziel der Wissenschaftler:innen war es, die Wirksamkeit von Maßnahmen wie Maske-Tragen, Abstand-Halten, Lüften und technisches Luftreinigen zu überprüfen. Dazu füllten sie Helium in Seifenblasen, nutzten spezielle Nebelpartikel sowie künstlichen Speichel. Mithilfe von Partikel-Sensoren und mobilen Helm-Kameras wurden Raumverteilung und Dichte der Partikel gemessen. Es zeigte sich: Schon ein angekipptes Fenster senkt die Konzentration im Umfeld des Kränkelnden signifikant ab.

Projekt TMS-Batterie (thermo-mechanisches Stromspeichersystem)
Hochschule Zittau-Görlitz, Institut für Prozesstechnik, Prozessautomatisierung und Messtechnik
Foto: Hochschule Zittau/Görlitz
Dampf machen und Strom speichern
Mit der Kraft von Wasserdampf begann die gesamte Industrialisierung – dieses aktuelle Forschungsprojekt der Hochschule Zittau/Görlitz geht sozusagen „back to the roots“. Statt für den Antrieb von Lokomotiven wird der Dampf in der neu entwickelten TMS-Batterie zur Speicherung und Freisetzung von Energie eingesetzt. Ihr Herzstück ist eine Kolbenmaschine, die sowohl als Wärmepumpe als auch Wärmekraftmaschine betrieben werden kann. Damit kann Strom in Dampf gespeichert und auch wieder zu Strom zurückgewandelt werden.

ROS-E – die zwischenmenschliche Robotergefährtin
Technische Hochschule Wildau, Team aus Studierenden und akademischen Mitarbeitern
Foto: Innovation Hub 13, Alexander Rentsch
„Hallo, ich bin ROS-E. Wie kann ich dich unterstützen?“
Bereits zum dritten Mal waren mit dem innofab_ideenwettbewerb im Juni aktiv forschende Studis, Mitarbeitende, Professor:innen und Alumni der BTU und der TH Wildau aufgerufen, ihre Ideen einzureichen. Platz 1 ging diesmal an „ROS-E – die zwischenmenschliche Robotergefährtin“. Sie soll als sozialer Roboter zur Unterstützung älterer Menschen, Familien und Kinder in deren Alltag eingesetzt werden – und in naher Zukunft die Care-Arbeit verbessern. Eine wichtige Grundlage dafür ist ROS-E’s Fähigkeit, auf natürliche Art und Weise zu interagieren – mit dem Fokus, ein Gefühl von Verständnis und Autonomie bei den Nutzer:innen hervorzurufen.